Wurden Engländer danach gefragt, welche Pflege sie ihren berühmten
Rasenflächen angedeihen ließen, antworteten sie gewöhnlich:
"Es genügt, sie in den ersten hundert Jahren zu wässern und
zu mähen".
Roman Pankiewicz, ein bekannter polnischer Pferdekenner wurde einmal von Amerikanern
danach befragt, wie man so herrliche Vollblutaraber wie die polnischen erhielte.
Er antwortete, daß es genüge, sie zunächst zweihundert Jahre
zu züchten und zu lieben!
Die Polen waren von den Pferden schon immer begeistert. Obwohl diese Nation
genauso berühmt war für ihren strengen katholischen Glauben: Der
bekannte Prediger Vater Skarga tadelte am Ende des 16. Jh. von der Kanzel
aus: "Ihr liebt die Söhne von Stuten mehr als den Sohn Gottes!"
Der erste Züchter reinblütiger Araberpferde in Polen war König
Zygmunt August (1520 - 1572). Es wurden sogar Handbücher über die
Pferdzucht veröffentlicht, das erste - "Hippica" von K. Dorohostayski
- erschien schon im Jahre 1603. Polen hatte zu dieser Zeit ein großes
Territorium ohne natürliche Grenzen, das am besten mit Hilfe der sehr
mobilen leichten Kavallerie verteidigt werden konnte. Die für diesen
Zweck am besten geeigneten Pferde waren Araber, leicht, trocken und zäh,
die in ganz Europa Berühmtheit erlangten, vor allem nach der Rettung
Wiens.
Soldaten ritten auf Halbblut, während Offiziere zunächst erbeutete,
in der Folgezeit aber direkt in den arabischen Ländern eingekaufte Vollblutpferde
ritten. Große polnische Landbesitzer stellten später Spezialexpeditionen
zusammen, um reinblütige Hengste und Stuten für ihre Herden einzukaufen.
Obwohl Polen und gleichzeitig auch die Ergebnisse der polnischen Züchter
und deren Zuchtpferde durch viele Kriege mehrmals zerstört wurden, schafften
es die Polen immer wieder, ihre Zucht erneut aufzubauen.
Vor allem und nach dem zweiten Weltkrieg wurden viele gute Zuchtpferde aus
den polnischen Gestüten nach Tersk gebracht.
Mit dem Namen Tersk verbinden sich verschiedene Vorstellungen über das
Staatsgestüt. Historisch gesehen wurde diese Zucht weitgehend von eben
diesen polnischen, aber auch französischen und englischen Arabern bestimmt.
1963 kam dann der legendäre ASWAN hinzu, dessen rein ägyptische
Blutführung zur Typveredelung beitrug. Für die meisten Züchter
ist es nahezu unmöglich, Direktimporte in Tersk zu kaufen. Deshalb werden
die wenigen Pferde, die den weiten Weg aus dem Kaukasus hierher gemacht haben,
zu höchsten Preisen gehandelt. Doch nicht nur die geringe Quantität
der original Import-Pferde bestimmt das Marktgeschehen, sondern ihre Eigenschaften
bezüglich Leistungsbereitschaft und Charakterstärke, verbunden mit
arabischem Flair, das jeder Züchter russischer Linie wünscht.
Von den zur Zeit 600 Pferden in Tersk sind etwa140 Jungstuten und -hengste
auf der Rennbahn in Piatigorsk. Dort sollen sie ihre Leistung und Arbeitsbereitschaft
unter Beweis stellen. So können Informationen in jeder Hinsicht bezogen
auf die Selektion der Pferde gesammelt werden. Im Alter von 20 Monaten (!)
wird der Nachwuchs, der bis dorthin ur die unendlich großen Weiden von
Mineralnye Vody kennt, an das Training auf der Flachbahn gewöhnt, langsam
und so schonend wie möglich angeritten - zumeist von leichtgewichtigen
Jugendlichen, bestreiten sie ihre ersten Rennen im Alter von 24 bis 26 Monaten.
Dies ist für die spätreifen Araber sicherlich sehr früh, doch
Traditionen lassen sich nicht von heute auf morgen ändern.
Nach Ansicht vieler Experten sehen die Pferde in Piatigorsk mit zwei Jahren
glücklicher und ausgeglichener aus, als viele Araber, die bei uns in
Boxen und zu kleinen Ausläufen herumstehen. Allein die Tatsache, daß
ein Vollblutaraber in Tersk bis zu seinem dritten Lebensjahr wahrscheinlich
mehr Kilometer zurücklegt als 50% unserer Araber in ihrem ganzen Leben,
läßt die Härte und Ausdauer dieser Pferde ahnen. Angeblich
überstehen 99% aller Vollblutaraber die Rennbahn ohne Schaden und werden
dann, sofern ihre Leistungen entsprechend waren, in der Zucht eingesetzt.
(Diese Texte wurden in leicht abgeänderter Form aus Gigi Grasso`s Buch
"Arabian Stallions in Europe" übernommen. Zu den letzten Zahlen
aus Tersk können wir nur hinzufügen, daß unser Benik seinen
Rennbahnaufenthalt ohne physischen und physischen Schaden überstanden
hat und auch jetzt im Alter von 14 Jahren bemerkenswert klare Beine, eine
überragende Oberlinie und vor allem einen klaren "Kopf" hat.)